Kommen Sie mit dem Zählen noch hinterher? Erst hatten wir das Web 2.0, dann das Management 3.0, und auch Industrie 4.0 ist als neuer Trendbegriff am Start. Man darf sicher sein: das Irgendetwas 5.0 wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Aber sehen wir uns diese Schlagwörter doch einmal etwas näher an. Sind sie wirklich alle so bahnbrechend, zukunftsweisend und völlig neu, wie die immer höheren Zahlen uns weismachen wollen?
Immerhin kommen sie mit der ganz großen digitalen Geste daher: Softwareversionen werden üblicherweise mit Zahl und Kommastelle durchgezählt. Also will auch das Irgendetwas 5.0 für sich reklamieren, irgendwie digital, webbasiert, revolutionär zu sein und alles zu verändern. 2.0, 3.0, 4.0 – nach dem Hype ist vor dem Hype. Aber was bedeuten diese Trends für ein eher bodenständiges, mittelgroßes Unternehmen mit technischer Orientierung? Ist wirklich schon morgen alles anders? Unserer Bewertung nach: kaum.
Web 2.0 – für den Markenartikler
Für das Phänomen des Web 2.0, der stärkeren Kommunikationsbeteiligung und der gewachsenen Macht der Konsumenten, die durch das Internet entstanden sind, hat sich inzwischen der Dachbegriff der Social Media etabliert. Den Begriff Web 2.0 verwendet heute fast niemand mehr. Dennoch: die Veränderung ist real und nicht zu leugnen. Wenngleich im Business-to-Business-Bereich die Konsequenzen der gewachsenen Macht und der lauteren Stimme der Kunden bislang deutlich weniger ausgeprägt sind als bei den Konsumprodukten. Unsere Einschätzung: Nicht jede Firma braucht eine Facebook-Seite.
Management 3.0 – auch für KMUs
Management 3.0 will sich von alten, stark hierarchischen Organisationsstrukturen verabschieden. Transformationsprozesse sollen „agil“ werden – schon wieder eine Vokabel aus der Softwareentwicklung. Management 3.0 organisiert das Unternehmen in stark eigenverantwortlich arbeitenden Teams. Durch solch eine Selbstorganisation mit mehr Verantwortung für jeden steigt oft die Motivation der Mitarbeiter. Sie sind zufriedener mit ihrer Arbeit, haben mehr Spaß an ihren Aufgaben. Zugleich können Unternehmen dank ihrer agilen Teams schneller auf Veränderungen reagieren und Kundenbedürfnissen besser gerecht werden, das Unternehmen wird kundenzentrierter.
Für den Firmeninhaber hat Management 3.0 einen willkommenen Nebeneffekt: weil er mehr Verantwortung an Teams delegiert, muss er sich nicht mehr um alles selbst kümmern. Er gewinnt kostbare Zeit, sei es für wichtige unternehmerische Aufgaben wie die strategische Weiterentwicklung und Ausrichtung seiner Firma oder für die eigene Regeneration. Unsere Einschätzung: Für manches kleinere oder mittlere Unternehmen lohnt die Beschäftigung mit Ideen wie Management 3.0 und Selbstorganisation durchaus.
Industrie 4.0 – das kann noch dauern
Industrie 4.0 verspricht nichts Geringeres als die vierte industrielle Revolution. Bislang ist diese Revolution aber nur verhalten in Erscheinung getreten, mehr Evolution als Staatsstreich. Geprägt hat den Begriff Industrie 4.0 die deutsche Bundesregierung – im Ausland ist in diesem Kontext eher vom „Internet der Dinge“ die Rede. Ziel von Industrie 4.0 ist die umfassende informationstechnische Vernetzung von Fertigungsanlagen. Alle an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen sollen automatisch und in Echtzeit miteinander kommunizieren – bis hin zum Auto, das selbsttätig die Produktion eines benötigten Ersatzteils beim Hersteller anstößt.
Schon ein Blick auf die Industrie 4.0-Website (www.plattform-i40.de), die die Branchenverbände Bitkom, VDMA und ZVEI eingerichtet haben, zeigt: Bislang hat Industrie 4.0 noch viel mit Vision zu tun. Konkret ist von der hocheffizienten „Smart Factory“ und den segenbringenden „cyber-technischen Systemen“ aber nicht viel Greifbares zu sehen. Unsere Einschätzung: Mit dieser Revolution kann es noch dauern. Angst, den eigenen Maschinenpark wegen des Siegeszugs von Industrie 4.0 schon im nächsten Jahr verschrotten zu müssen, ist gerade für KMUs unangebracht.
Auf welche Veränderungen in Ihrem Markt Sie reagieren müssen und welche Trends Sie im Blick behalten sollten, besprechen wir mit Ihnen auch gern persönlich, in einer unserer kostenlosen Unternehmerstunden. Vereinbaren Sie einfach einen Termin.